Erna Levy wird am 14. Mai 1890 geboren.1 Sie ist das erste von vier Kindern der Eheleute Ludwig (auch Louis) und Clara Levy. Die Familie zieht umher – nach Finsterwalde und Reichenberg (heute Liberec, Tschechien) und wieder nach Berlin, wo sie einige Jahre in der Michaelkirchstraße 16 bleiben. Dort lernt er die 23-jährige Erna den Kaufmann Max kennen, der wie sie am Tiergarten wohnt. Max ist 15 Jahre älter als Erna, als die beiden am 11. November 1913 in Berlin heiraten. Im März 1915 kommt ihr erstes und einziges Kind zur Welt, Tochter Ursula.2
Zu dieser Zeit baut Ernas Vater in Spremberg die Firma Ludwig Levy mit einer Tuchfabrik auf. 1921 stirbt er und das Erbe wird unter den vier Kindern aufgeteilt, während Ernas Mutter, Clara Levy, Gesellschafterin der Firma wird. Max und Erna entscheiden daraufhin, mit ihrer 6-jährigen Tochter Ursula nach Spremberg zu ziehen und wohnen fortan in einer Villa in der Wiesengasse 6. Dort zieht auch Ernas Bruder Fritz Levy mit ein. Gemeinsam leiten sie die erfolgreiche Firma, zu der drei Tuchfabriken in Spremberg gehören.3 Die Villa sanieren sie von Grund auf; bauen sie in zwei Fünfraumwohnungen und einer Dreiraumwohnung um und statten sie luxuriös aus. So gibt es zum Beispiel ein Bad, das komplett mit Marmor ausgekleidet wird. Daneben lassen sie in der Wiesengasse 5 ein neues Wohnhaus errichten.4
Mit Beginn des NS-Regimes 1933 wird die Familie sofort in Schwierigkeiten gebracht. Vorerst versuchen sie, alle Geschäfte fortzuführen und sich den vielen neuen Bestimmungen anzupassen. Im Oktober 1935 übernimmt Erna die Aufgabe ihrer Mutter als Gesellschafterin der Firma und investiert noch einmal ordentlich.5 Im selben Jahr stellen sie auch eine Haushaltshilfe ein: die Jüdin Henriette Fellinger, die in finanzielle Not geraten ist.
1937 werden Erna und Max Großeltern: ihre Enkeltochter Ruth kommt in Berlin zur Welt, wo Ursula mittlerweile geheiratet hat und mit ihrem Ehemann lebt. Zeitgleich zeichnet sich ab, dass die Fabrik in Spremberg nicht mehr gehalten werden kann. Die Familie muss den Firmensitz nach Berlin verlegen und zieht am 28. April 1938 aus Spremberg weg.6 Bis zu diesem Zeitpunkt teilten sie sich mehrere Jahre die Villa in der Wiesengasse mit dem Malermeister Willi Handrick und dem Postassistenten Friedrich Schwarigk.7
Ihre Tochter Ursula flieht noch 1938 mit Ehemann und Baby nach England und von dort Chile. In Deutschland erleben Erna und Max die Reichspogromnacht am 9. November 1938 mit. 10 Tage später wird die Firma Ludwig Levy im Zuge der Novemberpogrome gänzlich vom NS-Staat aufgelöst und im Handelsregister gelöscht.8
Den Eheleuten Heimann gelingt ebenfalls die Flucht. Sie verlassen Deutschland im Frühjahr 1939 und folgen ihrer Tochter nach Chile. Prompt wird in Deutschland ihr Konto gesperrt und das Vermögen gepfändet.9 Ernas Mutter versucht derweil verzweifelt, den Grundbesitz in Spremberg nicht ohne angemessene Bezahlung zu verlieren - aber erfolglos.10
Am 18. November 1941 stirbt Erna in Santiago de Chile im Alter von 51 Jahren. Das Ende des Krieges erlebt sie nicht mit und erfährt auch nicht, welches Schicksal ihre anderen Familienangehörigen ereilt. Max und Ursula bleiben in Chile. Während Ursula die chilenische Staatsangehörigkeit erlangt, bleibt Max bis zu seinem Tod am 25. Juli 1954 ein Staatenloser.
14.05.1890 | Geburt – in Berlin |
11.11.1913 | Eheschließung – mit Max Heimann in Berlin |
05.03.1915 | Geburt – von Tochter Ursula in Berlin |
1921 | Zuzug – nach Spremberg, Miterbin der Tuchfabrik Ludwig Levy |
15.10.1935 | wird Gesellschafterin der Firma Ludwig Levy mit Investiton |
28.04.1938 | Weggang – aus Spremberg, Verlegung des Firmensitzes nach Berlin |
19.11.1938 | Zwangsauflösung der Firma Ludwig Levy, Löschung im Grundbuch Spremberg |
März 1939 | Flucht nach Chile, Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft |
05.06.1939 | Pfändung des Familiendepots zugunsten des Finanzamts Sprembergs (15.000 Reichsmark) |
18.01.1941 | Todestag – in Santiago, Chile |
Heimann, Max | Ehemann |
Weil, Ursula | Tochter |
Levy, Clara | Mutter |
Levy, Fritz | Bruder |
Fellinger, Henriette | Hausangestellte |
Wiesengasse | Wohnort, zukünftiger STOLERSTEIN |
Georgenstraße | Gewerbeeigentum |
Gartenstraße | Gewerbeeigentum |
Zedlitzstraße | Gewerbeeigentum |
14.05.1890 | Geburt – in Berlin |
11.11.1913 | Eheschließung – mit Max Heimann in Berlin |
05.03.1915 | Geburt – von Tochter Ursula in Berlin |
1921 | Zuzug – nach Spremberg, Miterbin der Tuchfabrik Ludwig Levy |
15.10.1935 | wird Gesellschafterin der Firma Ludwig Levy mit Investiton |
28.04.1938 | Weggang – aus Spremberg, Verlegung des Firmensitzes nach Berlin |
19.11.1938 | Zwangsauflösung der Firma Ludwig Levy, Löschung im Grundbuch Spremberg |
März 1939 | Flucht nach Chile, Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft |
05.06.1939 | Pfändung des Familiendepots zugunsten des Finanzamts Sprembergs (15.000 Reichsmark) |
18.01.1941 | Todestag – in Santiago, Chile |
Erna Levy wird am 14. Mai 1890 geboren.1 Sie ist das erste von vier Kindern der Eheleute Ludwig (auch Louis) und Clara Levy. Die Familie zieht umher – nach Finsterwalde und Reichenberg (heute Liberec, Tschechien) und wieder nach Berlin, wo sie einige Jahre in der Michaelkirchstraße 16 bleiben. Dort lernt er die 23-jährige Erna den Kaufmann Max kennen, der wie sie am Tiergarten wohnt. Max ist 15 Jahre älter als Erna, als die beiden am 11. November 1913 in Berlin heiraten. Im März 1915 kommt ihr erstes und einziges Kind zur Welt, Tochter Ursula.2
Zu dieser Zeit baut Ernas Vater in Spremberg die Firma Ludwig Levy mit einer Tuchfabrik auf. 1921 stirbt er und das Erbe wird unter den vier Kindern aufgeteilt, während Ernas Mutter, Clara Levy, Gesellschafterin der Firma wird. Max und Erna entscheiden daraufhin, mit ihrer 6-jährigen Tochter Ursula nach Spremberg zu ziehen und wohnen fortan in einer Villa in der Wiesengasse 6. Dort zieht auch Ernas Bruder Fritz Levy mit ein. Gemeinsam leiten sie die erfolgreiche Firma, zu der drei Tuchfabriken in Spremberg gehören.3 Die Villa sanieren sie von Grund auf; bauen sie in zwei Fünfraumwohnungen und einer Dreiraumwohnung um und statten sie luxuriös aus. So gibt es zum Beispiel ein Bad, das komplett mit Marmor ausgekleidet wird. Daneben lassen sie in der Wiesengasse 5 ein neues Wohnhaus errichten.4
Mit Beginn des NS-Regimes 1933 wird die Familie sofort in Schwierigkeiten gebracht. Vorerst versuchen sie, alle Geschäfte fortzuführen und sich den vielen neuen Bestimmungen anzupassen. Im Oktober 1935 übernimmt Erna die Aufgabe ihrer Mutter als Gesellschafterin der Firma und investiert noch einmal ordentlich.5 Im selben Jahr stellen sie auch eine Haushaltshilfe ein: die Jüdin Henriette Fellinger, die in finanzielle Not geraten ist.
1937 werden Erna und Max Großeltern: ihre Enkeltochter Ruth kommt in Berlin zur Welt, wo Ursula mittlerweile geheiratet hat und mit ihrem Ehemann lebt. Zeitgleich zeichnet sich ab, dass die Fabrik in Spremberg nicht mehr gehalten werden kann. Die Familie muss den Firmensitz nach Berlin verlegen und zieht am 28. April 1938 aus Spremberg weg.6 Bis zu diesem Zeitpunkt teilten sie sich mehrere Jahre die Villa in der Wiesengasse mit dem Malermeister Willi Handrick und dem Postassistenten Friedrich Schwarigk.7
Ihre Tochter Ursula flieht noch 1938 mit Ehemann und Baby nach England und von dort Chile. In Deutschland erleben Erna und Max die Reichspogromnacht am 9. November 1938 mit. 10 Tage später wird die Firma Ludwig Levy im Zuge der Novemberpogrome gänzlich vom NS-Staat aufgelöst und im Handelsregister gelöscht.8
Den Eheleuten Heimann gelingt ebenfalls die Flucht. Sie verlassen Deutschland im Frühjahr 1939 und folgen ihrer Tochter nach Chile. Prompt wird in Deutschland ihr Konto gesperrt und das Vermögen gepfändet.9 Ernas Mutter versucht derweil verzweifelt, den Grundbesitz in Spremberg nicht ohne angemessene Bezahlung zu verlieren - aber erfolglos.10
Am 18. November 1941 stirbt Erna in Santiago de Chile im Alter von 51 Jahren. Das Ende des Krieges erlebt sie nicht mit und erfährt auch nicht, welches Schicksal ihre anderen Familienangehörigen ereilt. Max und Ursula bleiben in Chile. Während Ursula die chilenische Staatsangehörigkeit erlangt, bleibt Max bis zu seinem Tod am 25. Juli 1954 ein Staatenloser.
Heimann, Max | Ehemann |
Weil, Ursula | Tochter |
Levy, Clara | Mutter |
Levy, Fritz | Bruder |
Fellinger, Henriette | Hausangestellte |
Wiesengasse | Wohnort, zukünftiger STOLERSTEIN |
Georgenstraße | Gewerbeeigentum |
Gartenstraße | Gewerbeeigentum |
Zedlitzstraße | Gewerbeeigentum |
Landesarchiv Berlin:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv:
Stadtarchiv Spremberg:
Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de:
Sekundärliteratur: