Paul Rätzel (1880-1960)

Paul Rätzel kommt am 18. April 1880 in Spremberg Cantdorf zur Welt. Seine Eltern sind Friedrich Rätzel und Berta geb. Starick.

Nach der Volksschule nimmt Paul in einer Tuchfabrik Arbeit auf. 1903 tritt er der SPD und der Textilarbeitergewerkschaft bei. 1920 wird er Vorsitzender der Gewerkschaft für Cantdorf. Eine Stelle hat er mittlerweile bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse des Kreises Spremberg und auch als Aufsichtsratsmitglied im Konsumverein und beim Wohlfahrtsamt ist er tätig. Außerdem sitzt er für die SPD im Stadtrat.

Am 5. Februar 1933, kurz nachdem Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, führen Paul und sein SPD-Kollege Ernst Tschickert eine Demonstration in Spremberg an. Kurz darauf werden sie von der Polizei dazu vernommen, aber ohne Konsequenzen. Es ist Pauls erste Begegnung mit der neuen Maschinerie des NS-Regimes.

Am 25. März 1933 erhält er folgendes Schreiben:

Durch Funkspruch des Innenministers vom 24. März und des Regierungspräsidenten vom heutigen Tage sind [Sie] mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Ich setze Sie hiervon mit dem Bemerken in Kenntnis, dass Sie sich fortan jeder Tätigkeit in Ihrem Amte als Stadtrat und Berzirksvorsteherstellvertreter zu enthalten haben.“1

Nach dem Verbot der SPD setzt Paul seine Tätigkeit im Widerstand fort.

Am 27. Juni 1933 werden die ehemals führenden SPD-Funktionäre des Kreises Spremberg festgenommen und in sogenannte Schutzhaft ins Konzentrationslager Sonnenburg gebracht. Diese Aktion soll abschreckend wirken. Paul verliert seine Arbeit aufgrund seiner politischen Einstellung und die Betätigung beim Wohlfahrtsamt wird ihm verboten. Nach der Haftentlassung im August 1933 bleibt Paul aber im Widerstand. Mit anderen Verbündeten in Forst und Döbern trifft er sich regelmäßig. Als Tarnung dient der Anglersport. Ihre Hauptaufgabe umfasst die Verteilung von Schriften und Flugblättern zur Aufklärung über das NS-Regime.

Im Februar 1935 verliert Paul auch seinen Posten im Aufsichtsrat des früheren Konsumvereins. Der Vorsitzende schreibt, dass politische Unzuverlässigkeit der Grund für den Entzug des Postens sei.

Im Juni 1935 fliegen zwei Verbündete, die illegale Schriften aus der Tschechoslowakei nach Cottbus transportieren, auf und im Nachhinein kommt es zur größten Verhaftungswelle gegen SPD-Widerstandskämpfer in Spremberg. Auch Paul ist dabei. Über seine Verurteilung und Haftzeit ist noch nichts näheres bekannt.

1938 wird er wegen Mangels an Arbeitskräften auf eine Stelle in der Ortskrankenkasse zwangsverpflichtet. Zu dieser Zeit wohnt Paul in der Bautzener Straße 28 (heute Karl-Marx-Straße).

Nach dem Krieg widmete sich Paul als Teil der neu gegründeten SPD dem Wiederaufbau der Krankenversicherung und Sozialversicherung in Spremberg.

Am 21. März 1960 ist er im Alter von fast 80 Jahren in Spremberg gestorben.2

  1. Niederlausitzer Heidemuseum, Monika Droese: Hausarbeit zu Paul Rätzel, Spremberg 1989.
  2. Vgl. Niederlausitzer Heidemuseum, Monika Droese: Hausarbeit zu Paul Rätzel, Spremberg 1989.
Paul RätzelPaul Rätzel

kurz-Biografie

18.04.1880Geburt – in Spremberg Cantdorf
ab 1920Mitglied der Textilarbeitergewerkschaft, der SPD, der Wohlfahrt
25.03.1933sofortige Entlassung aus seinem Amt als Stadtrat für die SPD
ab Mai 1933im Widerstand in der illegalen SPD
27.06.19331. Verhaftung, zwei Monate Haft im Konzentrationslager Sonnenburg, Verlust seiner Arbeitsstelle aufgrund seiner politischen Einstellung
01.07.1938Zwangsverpflichtung zur Arbeit bei der Ortskrankenkasse Spremberg
21.03.1960Todestag

Verbundene Personen

Tschickert, ErnstVerbündeter
Tschickert, MarthaVerbündete
Greischel, KurtVerbündeter

Verbundene Orte

Karl-Marx-Straße 28Wohnort
Paul RätzelPaul Rätzel

kurz-Biografie

18.04.1880Geburt – in Spremberg Cantdorf
ab 1920Mitglied der Textilarbeitergewerkschaft, der SPD, der Wohlfahrt
25.03.1933sofortige Entlassung aus seinem Amt als Stadtrat für die SPD
ab Mai 1933im Widerstand in der illegalen SPD
27.06.19331. Verhaftung, zwei Monate Haft im Konzentrationslager Sonnenburg, Verlust seiner Arbeitsstelle aufgrund seiner politischen Einstellung
01.07.1938Zwangsverpflichtung zur Arbeit bei der Ortskrankenkasse Spremberg
21.03.1960Todestag

Paul Rätzel kommt am 18. April 1880 in Spremberg Cantdorf zur Welt. Seine Eltern sind Friedrich Rätzel und Berta geb. Starick.

Nach der Volksschule nimmt Paul in einer Tuchfabrik Arbeit auf. 1903 tritt er der SPD und der Textilarbeitergewerkschaft bei. 1920 wird er Vorsitzender der Gewerkschaft für Cantdorf. Eine Stelle hat er mittlerweile bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse des Kreises Spremberg und auch als Aufsichtsratsmitglied im Konsumverein und beim Wohlfahrtsamt ist er tätig. Außerdem sitzt er für die SPD im Stadtrat.

Am 5. Februar 1933, kurz nachdem Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, führen Paul und sein SPD-Kollege Ernst Tschickert eine Demonstration in Spremberg an. Kurz darauf werden sie von der Polizei dazu vernommen, aber ohne Konsequenzen. Es ist Pauls erste Begegnung mit der neuen Maschinerie des NS-Regimes.

Am 25. März 1933 erhält er folgendes Schreiben:

Durch Funkspruch des Innenministers vom 24. März und des Regierungspräsidenten vom heutigen Tage sind [Sie] mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Ich setze Sie hiervon mit dem Bemerken in Kenntnis, dass Sie sich fortan jeder Tätigkeit in Ihrem Amte als Stadtrat und Berzirksvorsteherstellvertreter zu enthalten haben.“1

Nach dem Verbot der SPD setzt Paul seine Tätigkeit im Widerstand fort.

Am 27. Juni 1933 werden die ehemals führenden SPD-Funktionäre des Kreises Spremberg festgenommen und in sogenannte Schutzhaft ins Konzentrationslager Sonnenburg gebracht. Diese Aktion soll abschreckend wirken. Paul verliert seine Arbeit aufgrund seiner politischen Einstellung und die Betätigung beim Wohlfahrtsamt wird ihm verboten. Nach der Haftentlassung im August 1933 bleibt Paul aber im Widerstand. Mit anderen Verbündeten in Forst und Döbern trifft er sich regelmäßig. Als Tarnung dient der Anglersport. Ihre Hauptaufgabe umfasst die Verteilung von Schriften und Flugblättern zur Aufklärung über das NS-Regime.

Im Februar 1935 verliert Paul auch seinen Posten im Aufsichtsrat des früheren Konsumvereins. Der Vorsitzende schreibt, dass politische Unzuverlässigkeit der Grund für den Entzug des Postens sei.

Im Juni 1935 fliegen zwei Verbündete, die illegale Schriften aus der Tschechoslowakei nach Cottbus transportieren, auf und im Nachhinein kommt es zur größten Verhaftungswelle gegen SPD-Widerstandskämpfer in Spremberg. Auch Paul ist dabei. Über seine Verurteilung und Haftzeit ist noch nichts näheres bekannt.

1938 wird er wegen Mangels an Arbeitskräften auf eine Stelle in der Ortskrankenkasse zwangsverpflichtet. Zu dieser Zeit wohnt Paul in der Bautzener Straße 28 (heute Karl-Marx-Straße).

Nach dem Krieg widmete sich Paul als Teil der neu gegründeten SPD dem Wiederaufbau der Krankenversicherung und Sozialversicherung in Spremberg.

Am 21. März 1960 ist er im Alter von fast 80 Jahren in Spremberg gestorben.2

  1. Niederlausitzer Heidemuseum, Monika Droese: Hausarbeit zu Paul Rätzel, Spremberg 1989.
  2. Vgl. Niederlausitzer Heidemuseum, Monika Droese: Hausarbeit zu Paul Rätzel, Spremberg 1989.

Verbundene Personen

Tschickert, ErnstVerbündeter
Tschickert, MarthaVerbündete
Greischel, KurtVerbündeter

Verbundene Orte

Karl-Marx-Straße 28Wohnort

Quellenangaben

Niederlausitzer Heidemuseum:

  • Monika Droese: Hausarbeit zu Paul Rätzel, Spremberg 1989.