Adolf Max Röhle kommt am 13. Mai 1884 als siebentes Kind des Spinners August Röhle und dessen Ehefrau Auguste geb. Biedermann in Spremberg zur Welt. Seine Eltern lassen ihn in der Stadtkirche evangelisch taufen.1 Sein Vater betreibt später einen Gasthof in Spremberg.2
Max wird Kaufmann von Beruf und zieht nach Berlin. Dort heiratet er am 5. Dezember 1907 die Verkäuferin Martha Riedel, die ebenfalls aus Spremberg stammt.3 Martha hat eine kleine Tochter, Hildegard, mit in die Ehe gebracht. 1915 bekommen sie in Berlin noch eine gemeinsame Tochter, Margot, die von Geburt an krank ist.4
In den 1930er Jahren lebt die Familie wieder in Spremberg. Max ist hier Eigentümer der Dresdener Straße 49, in der mehrere Mietparteien wohnen und wo Martha ein Handarbeitsgeschäft führt.5 Im August 1934 werden ihre Schaufensterscheibe und der Bürgersteig vorm Haus von SA- Männern beschmiert. In roter Farbe steht dort: “Deutsche! Kauft nicht bei Verrätern!“6 Den Spremberger Schulen untersagen sie, bei Röhles Einkäufe zu tätigen. Max wendet sich daraufhin an den Bürgermeister Kaulbars mit der Bitte um ein Gespräch und der Frage, ob gegen die Sachbeschädigung etwas unternommen werden könne. Der Bürgermeister antwortet:
"Unter Berücksichtigung ihrer bisherigen politischen Einstellung und ihres restlos unverständlichen Verhaltens der nationalsozialistischen Bewegung gegenüber ist es natürlich gar nicht verwunderlich, wenn begeisterte Anhänger des nationalsozialistischen Staates zur Selbsthilfe greifen. [...] Jeder, der noch heute seine staatsfeindliche Einstellung offensichtlich zur Schau trägt, [muss] mit derartigen Anprangerungen rechnen.“7
Fünf Jahre später wird Max von einem Landwirt aus Groß Buckow angezeigt. Dieser habe Max wieder kritisch über das NS-Regime reden hören.8
Am 24. September 1939 wird Max verhaftet und bleibt drei Wochen im Gerichtsgefängnis in Spremberg. Die Anklage des Amtsgerichts Sprembergs lautet: Vergehen gegen das Heimtückegesetz. Dann wird er in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit überstellt, wo man ihn in den Folgetagen anscheinend zu Tode prügelt. Am 27. Oktober 1939 endet Max Leben nachts 3 Uhr auf der Krankenstation des Gefängnisses. Er ist 55 Jahre alt. Als Todesursache werden ein Magengeschwür und massive Magenblutung angegeben.9
Seine Ehefrau Martha erhält einen Eilbrief:
“Hiermit erfülle ich die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Ehemann, Herr Max Röhle, heute, den 27. Oktober 1939 - 15.15 Uhr - im Krankenhause des Untersuchungsgefängnisses Alt-Moabit verstorben ist. Ich bitte um gefl. umgehende Mitteilung, ob Sie die Beerdigung übernehmen wollen.“10
Eine Woche zuvor hatte Max Stieftochter Hildegard noch eine Vorladung zur Anhörung ins Spremberger Amtsgericht bekommen, um als Zeugin im Ermittlungsverfahren gegen ihren Vater aufzutreten. Nun fährt sie stattdessen nach Berlin, um den Leichnam nach Spremberg zu bringen.11
Martha erleidet mehrere Schlaganfälle, die ihre Tochter Hildegard später auf die seelische Belastung zurückführt. Bei den Kämpfen um Spremberg wird das Wohnhaus der Familie von einer Bombe getroffen und brennt aus. Die 61-jährige Martha und ihre 30-jährige Tochter Margot kommen dabei ums Leben. Nur Hildegard kann sich aus dem Haus retten und trägt eine schwere Brandverletzung davon.12
13.05.1884 | Geburt – in Spremberg |
spätestens 1907 | Weggang – aus Spremberg nach Berlin |
05.12.1907 | Eheschließung – mit Sprembergerin Martha Riedel in Berlin |
1915 | Geburt – von Tochter Margot in Berlin |
spätestens 1932 | Zuzug – Rückkehr nach Spremberg mit Ehefrau Martha & zwei Töchtern, Martha eröffnet Handarbeitsgeschäft |
August 1934 | von S.A.-Männern wird sein Schaufenster in Spremberg beschmiert: "Deutsche! Kauft nicht bei Verrätern!" |
22.08.1934 | schreibt Hilfegesuch an Spremberger Bürgermeister; Antwort: Er habe solch eine Behandlung verdient |
24.09.1939 | Verraten, Verhaftung in Spremberg, Anklage: Verstoß gegen das Heimtückegesetz durch staatsfeindliche Äußerungen |
Sept-Okt 1939 | Haft im Gerichtsgefängnis Spremberg |
Mitte Okt 1939 | Überführung ins Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit |
27.10.1939 | Todestag – Ermordung im Gefängnis in Berlin-Moabit durch schwere Misshandlung |
20.04.1945 | Todestag – Durch Bombenbeschuss sterben Max Ehefrau und Tochter in der Dresdener Str. 49. Nur die älteste Tochter entkommt dem brennenden Gebäude. |
Dresdener Straße | letzter Wohnort, zukünftiger STOLPERSTEIN |
Kreuzkirche Spremberg | Taufort |
13.05.1884 | Geburt – in Spremberg |
spätestens 1907 | Weggang – aus Spremberg nach Berlin |
05.12.1907 | Eheschließung – mit Sprembergerin Martha Riedel in Berlin |
1915 | Geburt – von Tochter Margot in Berlin |
spätestens 1932 | Zuzug – Rückkehr nach Spremberg mit Ehefrau Martha & zwei Töchtern, Martha eröffnet Handarbeitsgeschäft |
August 1934 | von S.A.-Männern wird sein Schaufenster in Spremberg beschmiert: "Deutsche! Kauft nicht bei Verrätern!" |
22.08.1934 | schreibt Hilfegesuch an Spremberger Bürgermeister; Antwort: Er habe solch eine Behandlung verdient |
24.09.1939 | Verraten, Verhaftung in Spremberg, Anklage: Verstoß gegen das Heimtückegesetz durch staatsfeindliche Äußerungen |
Sept-Okt 1939 | Haft im Gerichtsgefängnis Spremberg |
Mitte Okt 1939 | Überführung ins Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit |
27.10.1939 | Todestag – Ermordung im Gefängnis in Berlin-Moabit durch schwere Misshandlung |
20.04.1945 | Todestag – Durch Bombenbeschuss sterben Max Ehefrau und Tochter in der Dresdener Str. 49. Nur die älteste Tochter entkommt dem brennenden Gebäude. |
Adolf Max Röhle kommt am 13. Mai 1884 als siebentes Kind des Spinners August Röhle und dessen Ehefrau Auguste geb. Biedermann in Spremberg zur Welt. Seine Eltern lassen ihn in der Stadtkirche evangelisch taufen.1 Sein Vater betreibt später einen Gasthof in Spremberg.2
Max wird Kaufmann von Beruf und zieht nach Berlin. Dort heiratet er am 5. Dezember 1907 die Verkäuferin Martha Riedel, die ebenfalls aus Spremberg stammt.3 Martha hat eine kleine Tochter, Hildegard, mit in die Ehe gebracht. 1915 bekommen sie in Berlin noch eine gemeinsame Tochter, Margot, die von Geburt an krank ist.4
In den 1930er Jahren lebt die Familie wieder in Spremberg. Max ist hier Eigentümer der Dresdener Straße 49, in der mehrere Mietparteien wohnen und wo Martha ein Handarbeitsgeschäft führt.5 Im August 1934 werden ihre Schaufensterscheibe und der Bürgersteig vorm Haus von SA- Männern beschmiert. In roter Farbe steht dort: “Deutsche! Kauft nicht bei Verrätern!“6 Den Spremberger Schulen untersagen sie, bei Röhles Einkäufe zu tätigen. Max wendet sich daraufhin an den Bürgermeister Kaulbars mit der Bitte um ein Gespräch und der Frage, ob gegen die Sachbeschädigung etwas unternommen werden könne. Der Bürgermeister antwortet:
"Unter Berücksichtigung ihrer bisherigen politischen Einstellung und ihres restlos unverständlichen Verhaltens der nationalsozialistischen Bewegung gegenüber ist es natürlich gar nicht verwunderlich, wenn begeisterte Anhänger des nationalsozialistischen Staates zur Selbsthilfe greifen. [...] Jeder, der noch heute seine staatsfeindliche Einstellung offensichtlich zur Schau trägt, [muss] mit derartigen Anprangerungen rechnen.“7
Fünf Jahre später wird Max von einem Landwirt aus Groß Buckow angezeigt. Dieser habe Max wieder kritisch über das NS-Regime reden hören.8
Am 24. September 1939 wird Max verhaftet und bleibt drei Wochen im Gerichtsgefängnis in Spremberg. Die Anklage des Amtsgerichts Sprembergs lautet: Vergehen gegen das Heimtückegesetz. Dann wird er in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit überstellt, wo man ihn in den Folgetagen anscheinend zu Tode prügelt. Am 27. Oktober 1939 endet Max Leben nachts 3 Uhr auf der Krankenstation des Gefängnisses. Er ist 55 Jahre alt. Als Todesursache werden ein Magengeschwür und massive Magenblutung angegeben.9
Seine Ehefrau Martha erhält einen Eilbrief:
“Hiermit erfülle ich die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Ehemann, Herr Max Röhle, heute, den 27. Oktober 1939 - 15.15 Uhr - im Krankenhause des Untersuchungsgefängnisses Alt-Moabit verstorben ist. Ich bitte um gefl. umgehende Mitteilung, ob Sie die Beerdigung übernehmen wollen.“10
Eine Woche zuvor hatte Max Stieftochter Hildegard noch eine Vorladung zur Anhörung ins Spremberger Amtsgericht bekommen, um als Zeugin im Ermittlungsverfahren gegen ihren Vater aufzutreten. Nun fährt sie stattdessen nach Berlin, um den Leichnam nach Spremberg zu bringen.11
Martha erleidet mehrere Schlaganfälle, die ihre Tochter Hildegard später auf die seelische Belastung zurückführt. Bei den Kämpfen um Spremberg wird das Wohnhaus der Familie von einer Bombe getroffen und brennt aus. Die 61-jährige Martha und ihre 30-jährige Tochter Margot kommen dabei ums Leben. Nur Hildegard kann sich aus dem Haus retten und trägt eine schwere Brandverletzung davon.12
Dresdener Straße | letzter Wohnort, zukünftiger STOLPERSTEIN |
Kreuzkirche Spremberg | Taufort |
Archiv der Kreuzkirche Spremberg:
Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de:
Brandenburges Landeshauptarchiv:
Stadtarchiv Spremberg: