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Walter Lehmann (1903-1944)

Biographie

Am 11. Januar 1903 kommen in Slamen bei Familie Lehmann Zwillinge zur Welt: Willy und Walter. Die Neugeborenen sind schwach und werden notgetauft. Nur Walter kann aufgepäppelt werden. Er wächst mit sieben weiteren Geschwistern auf. Der Vater ist Weber und arbeitet in einer Tuchfabrik in Spremberg.

 

Während des Ersten Weltkrieges wird Walter konfirmiert und beginnt ebenfalls eine Weberlehre. In Spremberg tritt er aus Überzeugung in die Kommunistische Partei Deutschland ein und aus der Kirche aus. Er heiratet Olga Kwast und die beiden bekommen eine Tochter. Die kleine Familie wohnt im hinteren Häuserteil Dresdener Straße 35.

 

Als die KPD 1933 von den Nationalsozialisten verboten wird, beschließt Walter Lehmann im Untergrund weiterhin tätig zu sein. Zusätzlich engagiert er sich im Roten Frontkämpfer Bund und im Bund der Demokratischen Sozialisten. Tatsächlich befindet sich Walter im „Kerngebiet des Widerstandes aus den Reihen der Brandenburger KPD“. (Quelle 1)

 

Aus den Erinnerungen seines Enkelsohns wissen wir, dass Walter sich mit vier befreundeten Paaren regelmäßig trifft. Darunter Alfred Krüger, der in Spremberg auch noch einen STOLPERSTEIN bekommen kann. Während sich die Männer zurückziehen, um Flugblätter zu erstellen und zu drucken, werden die Frauen zu ihrem Schutz in Unwissen gelassen.

 

1943 wird Walter von einem Bekannten verraten und daraufhin verhaftet. Man bringt ihn erst in das Zuchthaus Brandenburg-Görden und dann nach Berlin-Moabit, wo seine Frau Olga ihn mehrmals besucht. Ihre Tochter lässt sie dabei draußen warten. Walters Enkel, der heute leider nicht hier sein kann, weiß aus Erzählungen noch folgendes:

 

Olga hat Lebensmittelmarken aufgespart und will sie ihrem Mann überbringen. Ein Mitarbeiter des Wachpersonals sagt ihr aber, dass Walter das Essen nicht mehr vertrage und sie die Marken für sich und ihre Tochter verwenden solle. Walter wird regelmäßig der Folter unterzogen; er muss stundenlang in Wassereimern stehen. Bei ihrem letzten Besuch ist sein Kopf durch Gewalteinwirkung bis auf das doppelte der normalen Grüße angeschwollen.

 

Nach sieben Monaten sogenannter Untersuchungshaft stirbt Walter Lehmann am 15. April 1944 im Alter von 41 Jahren.

1942-Enhanced.jpg

Walter Lehmann 1942

Das Bild stammt aus dem Fotoalbum seines Enkelsohnes.

Olga Lehmann geb. Kwast

1942

Siehe auch
Quellen

Das Bundesarchiv, Biographische Sammlung:

- http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/dy55/index.htm?kid=eb7ca11a-027a-4ed3-9b04-195130e467c2 (Stand 21.09.2023).

 

Arolsen Archiv:

- Häftlingsliste Zuchthaus Brandenburg-Görden, Signatur 10010570: https://collections.arolsen-archives.org/archive/12116484/?p=1&s=lehmann,%20walter&doc_id=12116484 (Stand 25.1.2021).

 

Stadtarchiv Spremberg:

- Historisches Adressbuch Spremberg 1932.

- Historisches Adressbuch Spremberg 1936.

Archiv der Kreuzkirche Spremberg:

- Tauf- und Totenbücher der Landgemeinde.

 

Online-Archiv ancestry.de:

- Sammlung Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874-1955, Sterbeeintrag im Standesamt Tiergarten, Lehmann, Walter.

 

Erinnerungen vom Enkelsohn Walter Lehmanns mündlich weitergegeben

Sekundärliteratur:

Quelle 1: Hans-Rainer Sandvoß: Mehr als eine Provinz! Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945 in der preußischen Provinz Brandenburg, Berlin 2019, S. 469ff.

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